Dragon's Lair


von Seppatoni
12.11.2006

Die Fima Cinematronics veröffentlichte 1983 einen Laserdisc-Automaten mit dem Namen Dragon's Lair. Im Gegensatz zu den optisch damals bescheidenen Videospielautomaten, zauberte Dragon's Lair einen echten Trickfilm auf den Bildschirm, in welchem der Spieler interaktiv agieren durfte. Der Original Laserdisc-Automat ist zwar inzwischen auf DVD erhältlich und wird per Fernbedienung gesteuert, Umsetzungen für Videospielkonsolen gab es jedoch schon wesentlich früher. Diese hatten mit dem Original notgedrungen nur wenig gemeinsam, so auch die NES-Variante.

Die Story des Spiels gestaltet sich nicht sonderlich spektakulär: Der böse Zauberer Mordroc hält die lieblich Prinzessin Daphne in einer dunklen Höhle tief unter seinem Schloss gefangen, stets bewacht von seinem Haustier Singe, dem Drachen. Doch Rettung naht - in Form von Ritter Dirk! Getrieben von der Liebe zu seiner angebeteten Prinzessin Daphne macht er sich auf zum Schloss, um das holde Fräulein aus den Klauen des Drachens zu befreien. Über den integrierten 2-Spieler-Modus dürfen wahlweise auch zwei Ritter abwechselnd Jagd auf den Drachen Singe machen.

Das erste Hindernis wartet schon vor dem Eingang zur Burg auf. Ein fieses Seeungeheuer, wohnhaft im Wassergraben, will erst aus dem Weg geräumt werden, bevor das Gebäude betreten werden kann. Im Innern des Gebäudes warten darauf dunkle Verliese, stillgelegte Minen und moderne Höhlen auf Dirk. Nach Abschluss einer Welt geht es dann in einen Fahrstuhl, von welchem aus der nächsten Abschnitt erreicht wird.

In den Welten machen euch verschiedenste Schlossbewohner das Überleben nicht gerade einfach. Neben allerlei tierischen Gegnern wie Spinnen, Schlangen und Fledermäusen, sausen euch auch Totenköpfe um die Ohren oder Gefangene bewerfen euch durch Gitterstäbe mit Steinen. Am Ende eines Abschnittes wartet zudem ein kräftiger Obermotz auf den Helden. Zusätzlich ist jede Welt gespickt mit Fallen: Zerbröselnde Fußböden, herunterschnellende Holzpflocke oder um 360° wirbelnde Pendel erfordern höchste Aufmerksamkeit, um gemeistert zu werden. Doch auch Dirk weiß sich zu wehren: Als Standard-Waffe ist der Ritter mit Messern ausgerüstet, die als Wurfgeschosse benutzt werden. Im Verlies gibt es aber noch weitere, gut versteckte Waffen zu finden. So besitzt etwa die Axt eine wesentlich höhere Durchschlagskraft. Ebenso stark ist der Feuerball, in der praktischen Anwendung jedoch auch wesentlich langsamer.

Neben den Waffen gibt es einige weitere Gegenstände zu finden, welche genau wie die Angriffs-Items in mit Buchstaben versehen Boxen zu finden sind. Ein P-Block lässt euren Punktestand ansteigen, G wiederum schreibt euch einen Goldsack gut, welcher am Levelende ebenfalls in Punkte umgemünzt wird, und ein E frischt die Hälfte eurer Energieleiste auf. Zude, gibt es auch noch den raren L-Block, welcher euch ein Extraleben schenkt, sowie einen Block mit dem Buchstaben C, welcher die Energie eurer Kerze auffüllt - ein Einsatz der Wachstange hellt nicht nur dunkle Räume auf, sondern lässt auch unsichtbare Items auf dem Screen erscheinen.

Grafisch vermag das Spiel mehrheitlich zu überzeugen. Die Hintergründe sehen gut aus, die Zwischenbilder wurden klasse gestaltet und die gesamte Darstellung ist für ein NES-Spiel ungewöhnlich groß ausgefallen. Optisches Highlights sind aber die Animationen Dirks, dessen Bewegungen äußerst detailliert und geschmeidig wiedergegeben werden. Aus musikalischer Sicht bietet das Spiel mehr oder weniger Durchschnittskost. Die Hintergrundmusik fügt sich gut ins Geschehen ein und lässt sich bei Bedarf auch ausschalten. Auch die Soundeffekte passen und fallen nicht sonderlich auf.

Kommen wir nun zur Steuerung. Anscheinend Elite-typisch wird die Standard-Steuerung der Mehrheit der NES-Titel (A = Springen, B = Angriff) ignoriert und umgedreht, ist aber im Prinzip nicht weiter schlimm. Wesentlich ärgerlicher ist dagegen, dass die Ausführung der befehligten Aktion erst nach einer Verzögerung durchgeführt wird, was in den zwar sehr detaillierten, aber auch zeitlich in die Länge gezogenen Animationen begründet liegt. So braucht es ein unheimlich gutes Timing, um den gegnerischen Attacken rechzeitig auszuweichen - liegt ihr einen Sekundenbruchteil daneben, bedeutet dies in jedem Fall den sicheren Tod. Ja genau, den Tod, denn Dirk kann - abgesehen von einigen kleineren Widersachern, die an der Energieleiste zerren - nicht mal einen Treffer einstecken, ohne sich gleich in einen Haufen Knochen aufzulösen. Kommt noch hinzu, dass die Feinde oftmals erst sehr spät zum Vorschein kommen. Gepaart mit der verzögerten Steuerung und der körperlichen Schwäche Dirks unheimlich frustrierend.

Auch das Leveldesign sorgt diesbezüglich für so manchen Ärger. Zwar sind die Neustartpunkte fair verteilt, jedoch machen euch zahlreiche Hindernisse das Leben schwer, welche mit der vermurksten Steuerung kaum zu bewältigen sind. Will Dirk beispielsweise eine hin- und herschwebende Plattform zum Überqueren eines Abgrundes nutzen, muss er auf ihr stets in die fahrende Richtung laufen, ansonsten würde er in der Luft stehen bleiben und in die Tiefe stürzen.

Die Stages an sich sind relativ kurz gehalten und die insgesamt zu meisternden 4 Abschnitte sorgen nicht unbedingt für einen gigantischen Umfang. Von einer Welt zur nächsten gelangt man, wie weiter oben schon erwähnt, über einen Fahrstuhl. Auch hier gilt es, zahlreichen tödlichen Geschossen auszuweichen. Über verschiedene Haltestellen gelangt ihr dann in die verschiedenen Welten. Jedoch sind diese nicht damit gekennzeichnet, wohin sie führen. So kann es ohne Probleme vorkommen, dass ihr euch aus Versehen wieder am Anfang einer gerade gemeisterten Stage wiederfindet.

Dragon's Lair ist ein extrem schwieriges Spiel und beherbergt größtes Frustpotenzial. Wer sich trotzdem auf die Suche nach Prinzessin Daphne machen will, sollte eine gehörige Portion Geduld und ordentlich Lernwillen mitbringen. Denn wenn man Dragon's Lair durchspielen will, bleibt einem nichts übrig, als sich daran buchstäblich festzubeißen und die Abschnitte immer wieder zu spielen, bis man wirklich jede Falle kennt und das Verhalten von jedem Gegner genau studiert hat. Wer einfach mal zwischendurch ins Schloss hüpfen will, der hat schlichtweg keine Chance.

Ständig unterforderte Profis, welche nach einer wirklichen Herausforderung suchen, sind mit Elite's Modul eventuell gut beraten, alle anderen ersparen sich mit einem großen Bogen um Dragon's Lair eine Menge Frust und Ärger.


Wertung


4/10

Kommentare



Seppatoni
Als ich zum ersten Mal Dragon's Lair gezockt habe, hielt ich das Ganze für einen einzigen Witz. Schon der erste Bildschirm schien als unüberwindbarer Abschnitt und Lebensverluste im Sekundentakt waren keine Seltenheit. Als ich mich aber etwas mehr mit dem Titel auseinandergesetzt und mich an die speziellen Eigenschaften des Games so langsam gewöhnt habe, machte das Spiel durchaus Spaß. Schritt für Schritt tastet man sich in den Welten vorwärts und kommt mit jedem Versuch stets etwas weiter als zuvor. Unzählige verlorene Leben und diverse Frustmomente sind jedoch ständiger Begleiter bei dem Abenteuer. Wer mit diesem Spiel Spaß haben will, muss sich auf eine längere Einstiegsphase gefasst machen.



Yamato
Meine Meinung zum Spiel kann ich an dieser Stelle guten Gewissens etwas radikaler ausdrücken: Dragon's Lair ist zweifelsohne eines der grauenvollsten Spiele, die je für das NES entwickelt wurden. Spieldesign und Steuerung könnten direkt aus der Hölle stammen und machen das Teil dermaßen unspielbar, dass man sogar schon arge Probleme hat, über den allerersten Bildschirm hinauszukommen. Spielspaß ließe sich hier wohl nicht mal mit einem Elektronenmikroskop aufspüren. Unterm Strich bleibt da nur noch ein gewisser Trash-Bonus, der die Motivation, sich für eine Weile ernsthaft mit dem Spiel zu beschäftigen, in ganz seltenen Fällen wohl tatsächlich aufkeimen lassen kann ;)



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